„Ich will, was ich weiß, auch weitergeben. Ich habe mir dieses ganze Wissen nicht angelesen und angelernt, um jetzt den Hut draufzuhauen. Ich habe nicht mein bisheriges Leben parabert, damit jetzt alles, was ich weiß, verloren geht. Klimaanpassung ist Almwirtschaft, das hat nur noch keiner kapiert.“
Christian Bachler
Almen sind ein Sehnsuchtsort für alle, die in den Bergen aufgewachsen sind oder es gerne wären. Was man nicht kennt, wird aber mitunter verklärt. Und wer die Almen nicht kennt und bewirtschaftet, weiß nicht, wie es ihnen geht. So viel sei verraten: nicht gut. Unsere Almen verbuschen. Das wird nicht nur unser Landschaftsbild dramatisch verändern, das lässt uns auch den Kampf gegen den Klimawandel verlieren. Ohne den Schutz der Almen können wir einpacken. Das hat Christian Bachler dem Bobo aus Wien erklärt, und das würde er gerne weiterhin vermitteln: Klimaanpassung ist Almwirtschaft.
„Wenn ich Menschen die Alm erkläre, bin ich bei mir. Dann weiß ich wieder, wofür das Ganze. Denn im Gegensatz zur Landwirtschaft in Gunstflächen arbeiten wir hier oben rund um die Uhr für einen Bettel.“
Den Kampf um die Alm haben die meisten Bergbauern längst aufgegeben. Almwirtschaft rechnet sich nicht. Aber Christian Bachlers Herz hängt an der Alm. Almwirtschaft heißt für ihn, dass er im Sommer täglich drei Stunden auf den Beinen ist. Entweder allein oder auf einer von ihm geführten Almwanderung.
Während Bachler für den Erhalt der Almen kämpft, konzentrieren sich die meisten Landwirte nur mehr auf die Gunstflächen. Also die Filetstücke in der Ebene. Alles, wo man mit dem Traktor noch gut hinkommt. Aber was machen wir, wenn unten alles verdorrt? Bachler sagt, dann gehen wir wieder auf die Alm, in die höheren, kühleren Lagen. Aber dann ist es zu spät, weil da oben keiner mehr ist, der weiß, wie Almwirtschaft funktioniert, und weil dann längst die Almen verbuscht sind.
Deshalb gibt Bachler seine Alm nicht auf
„Darum habe ich eine Yak-Herde auf der Alm, die fressen sich nämlich täglich durch die Kampfzone. Rinder fressen keine Heidelbeer- und Wachholderstauden, aber wenn diese Stauden nicht mehr gefressen werden, wächst kein Gras mehr, und die Alm ist verloren. Schafe und Ziegen sind unverkäuflich, mit den Fleischimporten aus Neuseeland kann kein heimischer Bauer mithalten. Aber wir brauchen die Schafe und Ziegen – sie pflegen die Alm. Aber die Hochalmen werden sich selbst überlassen oder an Gestopfte zur Eigenjagd verkauft. Die Alm rechnet sich nicht. Wenn ein Ochse nach drei Monaten von der Alm kommt, ist er fit wie ein Turnschuh, aber nicht gemästet. In unserem System zählt aber nur das Lebendgewicht zu einem bestimmten Lebenstag. Was der Ochse gefressen hat und ob er gesund ist, interessiert niemanden.“ Christian Bachler
Es interessiert zum Glück immer mehr. Zumindest alle, denen es nicht egal ist, woher das Fleisch kommt, das sie gerne essen. Denen nicht egal ist, wie das Tier gelebt hat, bevor es geschlachtet wurde. Ob es gesund war oder ob es mit Antibiotika vollgepumpt wurde. Menschen, denen der natürliche Kreislauf der Natur wichtig ist, die sich für die Klimabilanz auf ihrem Teller und in ihrem Leben interessieren. Weil es nicht wurscht ist.
Für diese Menschen ist Bachlers Bergbauernhof ein Angebot. Aber wir müssen ihn retten, sonst geht er an die Bank, und Bachlers Almwissen ist verloren.